Homöopathische Hochpotenzen enthalten noch Atome bzw. Moleküle der Ausgangssubstanz

In einer Untersuchung am renommierten Indian Institute of Technology (IIT) stellten sie unerwartet fest, dass homöopathische Hochpotenzen noch Atome bzw. Moleküle der Ausgangssubstanz enthielten. Prashant Satish Chikramane, Akkihebbal K. Suresh, Jayesh Ramesh Bellare und Shantaram Govind Kane analysierten sechs metallische homöopathische Arzneien in den Potenzstufen C6, C30 und C200. Mithilfe der Messverfahren Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), Feinbereichsbeugung (SAED) und Atomemissionsspektroskopie (ICP-AES) konnten die indischen Forscher belegen, dass sich oberhalb der Potenzstufe C6 Nanopartikel mit einer relativ stabilen Konzentration von 80 bis 4000 Pikogramm je Milliliter in den Arzneimitteln befanden – es somit zu keiner weiteren Verdünnung mehr kam. Die Studie muss zwar noch unabhängig repliziert werden und lässt wichtige Fragen unbeantwortet. Es ist jedoch schon jetzt absehbar, dass sie zu einer bedeutenden Neuausrichtung der Homöopathie-Forschung führen kann. Wissenschaftler müssen nun untersuchen, ob auch Hormesis-Phänomene die stark divergierenden Studienergebnisse der homöopathischen Wirksamkeitsforschung erklären könnten.

Extreme homeopathic dilutions retain starting materials: A nanoparticulate perspective“ – Prashant Satish Chikramane, Akkihebbal K. Suresh, Jayesh Ramesh Bellare, Shantaram Govind Kane – Homeopathy, Volume 99, Issue 4, October 2010, Pages 231-242 – doi: 10.1016/j.homp.2010.05.006

Iris Bell von der University of Arizona aus Tucson, USA ist Psychiaterin, homöopathische Ärztin, Universitätsprofessorin und Autorin zahlreicher Veröffentlichungen zur Komplementärmedizin. Bekannt ist sie für innovative Ansätze, in denen sie homöopathische Konzepte in modernen Forschungsdesigns untersucht.

In mehreren Artikeln hat sie kürzlich ein komplexes Modell zur Erklärung der Wirkung homöopathischer Arzneien vorgestellt und darin zahlreiche Erkenntnisse aus physiologischer und homöopathischer Forschung integriert. Auf Grund der Komplexität und des Umfangs wird das ‘Nanoparticle-Cross-Adaption-Sensitization Model’ (NPCAS) von Frau Bell in einer Serie von Beiträgen in unserem Blog vorgestellt.

Im diesem ersten Teil wird ein Überblick gegeben, in folgenden Teilen werden die einzelnen Bausteine des Modells ausführlicher erläutert.

Überblick über das ‘Nanoparticle-Cross-Adaption-Sensitization Model’ (NPCAS)

Als entscheidendes Puzzleteil in Bell’s Modell ist die Untersuchung von Chikramane [5] zu werten, in der dieser nachweisen konnte, dass homöopathisch hergestellte Arzneien noch Nanopartikel der Ausgangssubstanz beinhalten. Bell nimmt diese Erkenntnis auf und analysiert ausführlich das aktuelle Wissen zu Nanopartikeln bezüglich Herstellung, Eigenschaften und Wirkungen auf lebende Organismen. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Interaktionen der Ausgangssubstanz mit Silizium Nanopartikeln, die sich bei der Herstellung homöopathischer Arzneien aus Glaswänden gelöst haben.
Da Nanopartikel von Organismen als Stressoren im Sinne der derzeit geltenden Stresskonzepte gewertet werden, sind weitreichende autoregulative Anpassungsreaktionen möglich. Bell stellt Ideen vor, wie die Nanopartikel als spezifischer Stressor eine adaptive Gegenreaktion zur im Laufe der Zeit angehäuften „allostatischen Last“ und dadurch bedingten individuellen Krankheitsneigung des Organismus initiieren können. Als wichtige physiologische Vorgänge für die Wirkung homöopathischer Arzneien diskutiert sie dann ausführlich nichtlineare Phänomene wie Hormesis, Kreuzadaptation, zeitabhängige Sensibilisierung und Kreuzsensibilisierung.
beeindruckend ist die Ausführlichkeit, mit der Iris Bell jedes einzelne Puzzleteil ihres Modells auf dem Stand der aktuellen Forschungslage diskutiert. Iris Bell sieht ihr Modell als eine theoretische Basis für weitere Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Wirkungen von Nanopartikeln und homöopathischen Arzneien in lebenden Systemen.

Im noch folgenden nächsten Teil der Serie ‘Nanoparticle-Cross-Adaption-Sensitization Model’ werden die Überlegungen von Iris Bell zu Nanopartikeln und ihr Bezug zu homöopathischen Arzneien vorgestellt. Dabei werden neue Aspekte der Prozeduren der homöopathischen Arzneiherstellung und der entsprechenden Überlegungen von Samuel Hahnemann deutlich.

Website von Iris Bell, MD, PhD

Literatur

[1] Bell IR, Koithan M. A model for homeopathic remedy effects: low dose nanoparticles, allostatic cross-adaptation, and time-dependent sensitization in a complex adaptive system. BMC Complement Altern Med. 2012 Oct 22;12(1):1912:
Abstract > , Full Text pdf >

[2] Bell IR, Schwart G. Adaptive network nanomedicine: an integrated model for homeopathic medicine. Frontiers in Bioscience (Scholar Edition) 2013; 5(2):685-708
Abstract >

[3] Bell IR, Koithan M, Brooks AJ. Testing the nanoparticle-allostatic cross-adaptation-sensitization model for homeopathic remedy effects. Homeopathy. 2013 Jan;102(1):66-81.
Abstract >

[4] Bell IR. Homeopathy as Systemic Adaptional Nanomedicine: The Nanoparticle-Cross-Adaption-Sensitization Model. American Journal of Homeopathic Medicine Autumn 2012; 105 (3):116-130.

[5] Chikramane PS, Suresh AK, Bellare JR, Kane SG. Extreme homeopathic dilutions retain starting materials: A nanoparticulate perspective. Homeopathy 2010 Oct;99(4):231-42.